Understanding the Background: How to “Read” Images

Zum Hintergrund: So „liest“ man Bilder

Fabian Gapp und Leonie Meis

Die Lehre, die sich mit der Wissenschaft der Zeichen beschäftigt, heißt Semiotik (Altgr. σημεῖον = das Zeichen). Der Mathematiker und Philosoph Charles Sanders Peirce definierte im 19. Jahrhundert die Semiotik erstmals als eigenständige Wissenschaft. Allerdings beschäftigen sich schon seit der Antike Philosophen wie Platon und Aristoteles mit dem Zeichenbegriff.

Semiotisches Dreieck, erstellt von F. Gapp.

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Modelle, wie zum Beispiel das Sender-Empfänger-Modell, entwickelt, die sich mit dem Austausch zwischen mehreren Individuen beschäftigen.

Ein weiteres bekanntes Zeichenmodell ist das semiotische Dreieck. Es drückt aus, dass zwischen dem existierenden Objekt, beispielsweise einem Tempel, oder einem Konzept und dem ihm zugewiesenen Zeichen, etwa dem Abbild eines Tempels auf einer Münze, eine Verbindung geschaffen werden muss, und zwar auf Grundlage eines bestimmten, vorher festgelegten Begriffs (Tempel). Ohne diese funktioniert die Kommunikation zwischen Zeichensendern und -empfängern, z.B. zwischen dem römischen Kaiser und dem römischen Volk, nicht.

Sender-Empfänger-Modell, erstellt von F. Gapp.

Diese Zeichen, ob es nun bildliche oder sprachliche sind, beeinflussen in großem Maße unseren Alltag. Die meisten Menschen erkennen dabei sofort, um was für ein Zeichen es sich handelt, das sie gerade wahrnehmen. Es erfordert jedoch einiges an Erfahrung, Zeichen selbst so einzusetzen, dass sie den Zeichenempfänger unbewusst beeinflussen können. Diese Methode wird zum Beispiel von Werbeagenturen verwendet.

Der Mensch bekommt das geltende Zeichensystem seit frühster Kindheit eingeprägt. Die Zeichensysteme unterscheiden sich räumlich und zeitlich. Will man aus heutiger Sicht also römische Bilder interpretieren, muss man sich erst mit dem antiken Zeichensystem vertraut machen, denn man kann die modernen Zeichensysteme nicht ohne weiteres auf die Antike übertragen. Römische Münzen kombinieren Figuren und Gegenstände mit symbolischer Bedeutung (etwa das Füllhorn als Symbol für Fruchtbarkeit) mit Inschriften und helfen so dabei, das dahinterstehende Zeichensystem und die römische „Bildsprache“ besser zu verstehen.

 

系统地研究符号的学问,叫做"符号学"(源自古希腊文:σημεῖον,意为“符号”。)十九世纪,数学家、哲学家查理斯·桑德斯·皮尔士首次将“符号学”确立为一门独立的学科。而对于符号概念的研究,最早可以追溯到以柏拉图和亚里士多德为代表的那些古代哲学家们。

在符号学的发展过程中,逐渐建立了各种各样的符号学模式,如“发送者-接收者模式”,即处理多个个体之间的交流的一种模式。

另一种著名的符号模式为“三角模式”。意思是,在存在的客体或观念与属于它的符号之间,必须以一个特定的、已经明确的概念为基础,建立一种联系。如果没有这种联系,那么在一个封闭的符号系统中,信号发送者与接收者便无法实现沟通。这些符号,无论以图像还是文字的形式出现,都很大程度上影响着我们的日常生活。

大多数人会立刻理解他们接触到的某个符号是什么意思。然而想要符号接收者在非自觉的状态下受到符号的影响,则需要谙熟技巧了。这种方法常常是广告商的惯用伎俩。

从幼年开始,人就不断受到的符号系统的深刻影响。符号系统分为空间与时间两个维度。如果我们想从今天的视角去解读古罗马的信仰或古代钱币上的图案,就必须首先了解古代的符号系统。然而在此时此刻,完完全全地理解当时的观念是不可能了。也正是出于这个原因,直到今天,对于很多图像的解读和阐释仍远远不够充分。

Semiotic triangle, designed by F. Gapp.
Sender-Receiver model, designed by F. Gapp.

 

The subject that deals with the science of signs is referred to as semiotics (anc. Gr. σημεῖον = the sign). The mathematician and philosopher Charles Sanders Peirce first defined semiotics as an independent science in the 19th century. However, already philosophers such as Plato and Aristotle dealt with the term since antiquity.

During the centuries, various models have been developed, for example the sender-receiver-model, dealing with the signal exchange between various individuals.

Another well-known model is the semiotic triangle, also called triangle of reference. It visualizes the connection between an existing object or idea, and the character assigned to it according to a specific, pre-established concept, e.g. a Greek temple. Without this connection, the communication between sign transmitter and receiver – e.g. between the Roman emperor and the Roman citizens – is not possible.

These signs, whether pictorial or linguistic ones, greatly affect our everyday life. People can recognize most signs in their daily life. It takes a lot of experience, however, to use these signs by yourself and to influence the receivers while staying unnoticed. This method is, for instance, applied by advertising agencies.

The existing sign system shapes the human mind unconsciously from early childhood on. The sign systems differ in region and time. For the interpretation of ancient Roman artifacts, like coins or reliefs, we first need to accustom to the ancient visual language and its system of signs. Thus, we cannot simply transfer our modern sign systems to antiquity. Roman coins combine pictorial elements like figures and items with symbolic meaning – like the cornucopiae that stand for fertility – and inscriptions (legends). Thus, they help us to decipher the Roman signs and the “visual language” used in this time.

 

Bibliography:

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  • Manfred Harth, Grundbegriffe einer Bild-Semantik, in: Klaus Sachs-Hombach (Hrsg.), Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung (Köln 2005) 230–241.
  • Katharina Lorenz, Ancient Mythological Images and their Interpretation. An Introduction to Iconology, Semiotics, and Image Studies in Classical Art History (Cambridge 2016).
  • Winfried Nöth, Handbuch der Semiotik (Stuttgart 1985).
  • Winfried Nöth, Zeichentheoretische Grundlagen der Bildwissenschaft, in: Klaus Sachs-Hombach (Hrsg.), Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung (Köln 2005) 33–44.
  • Winfried Nöth, Bilder, die sich selbst beschreiben, in: Winfried Nöth – Peter Seibert (Hrsg.), Bilder beSchreiben (Kassel 2009) 39–60.
  • Winfried Nöth, Bildsemiotik, in: Klaus Sachs-Hombach (Hrsg.), Bildtheorien. Anthropologische und kulturelle Grundlagen des Visualistic Turn (Frankfurt am Main 2009) 235–253.
  • Oliver R. Scholz, Bild, Darstellung, Zeichen. Philosophische Theorien bildhafter Darstellung (München 1991).